Mittlerweile ist allgemein bekannt, dass zahlreiche Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Der Biodiversitätsverlust wird von Wissenschaftler*innen weltweit als eines der größten Probleme betrachtet, mit erheblichen zukünftigen Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Intensivierte Landwirtschaft, Zerschneidung und Verkleinerung von Lebensräumen, der Klimawandel oder Wilderei sind nur einige von vielen Gründen für den Biodiversitätsschwund. Umso wichtiger ist es, etwas für die biologische Vielfalt zu tun!


Doch was bedeutet „Biodiversität“ eigentlich konkret?

Der Begriff „Biodiversität“ ist die Kurzform von „biologische Vielfalt“ und wurde erstmals in der US-amerikanischen Naturschutzbewegung in den 80-er Jahren verwendet. Biodiversität umfasst neben der Artenvielfalt auch die Lebensraum- bzw. Ökosystemvielfalt auf größerer Ebene und die genetische Vielfalt auf kleinerer Ebene. Je mehr unterschiedliche Lebensräume erhalten (oder wiederhergestellt) werden, desto mehr unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten haben die Chance zu leben. Wenn Lebensräume aus großen zusammenhängenden Flächen bestehen, wird die Suche nach Nahrung und Partnern erleichtert und die genetische Vielfalt einzelner Arten bleibt erhalten.

Die drei Ebenen der Biodiversität am Beispiel des tropischen Regenwaldes in Ecuador (Quelle: https://de.wikipedia.org)

Aufforstung führt zu steigender Biodiversität

Durch unsere Aufforstungsprojekte in Ecuador wird nicht nur Kohlendioxid von den wachsenden Bäumen gespeichert und somit Klimaschutz betrieben. Es entsteht auch neuer Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten. Die Region rund um Mindo ist bekannt für eine hohe Vielfalt an Vogelarten. Im Nebelwald, der auf dieser Höhe in den Anden entsteht, gibt es viele seltene Pflanzenarten wie z.B. seltene Bromelien. Die Aufforstung ehemaliger Weideflächen führt dazu, dass einige Arten wieder mehr Lebensraum finden und zwischen vereinzelten Waldflächen migrieren können. Unsere Aufforstungsflächen werden vor dem Projektstart nach ihrem Potenzial zur Biodiversitätssteigerung bewertet und in den Folgejahren der Aufforstung regelmäßig auf verschiedene Arten (Vögel & Epiphyten) untersucht. Beispielweise konnte auf den Flächen „La Elenita“ und „Saloya“ eine Steigerung der Vogelarten um mehr als das Dreifache innerhalb sechs und acht Jahren beobachtet werden (siehe hier).

Schon gewusst, wo die höchste Biodiversität anzutreffen ist?

Ecuador ist gemessen an seiner Fläche das Land mit der weltweit höchsten Dichte an Arten und gehört zu den 17 Megadiversity-Ländern. Die vielen unterschiedlichen Ökosysteme im Amazonas-Tiefland im Osten des Landes, die Anden mit ihren Hochebenen sowie montanen Regen-, Wolken und Nebelwälder an den Hängen bis zu den Mangroven-Wäldern im Westen am Pazifik (und die Galapagos-Inseln, die zu Ecuador gehören) beherbergen eine riesige Pflanzen- und Artenvielfalt. Die Biodiversität in Ecuador ist vor allem durch die Abholzung von Wäldern (überwiegend zur Umwandlung in landwirtschaftliche Fläche) sowie Bergbau und Erdölförderung gefährdet. Der Natur- und Biodiversitätsschutz wurde in den letzten Jahrzehnten zwar national und international bestärkt, trotzdem bleibt die große Vielfalt stark bedroht und globaler Artenschutz eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit.

Wie kann Biodiversitätsverlust verhindert werden?

Wissenschaftler*innen, die im Rahmen des IPBES-Berichts zur Biodiversitätskrise forschen, fordern einen globalen, transformativen Wandel. Dazu gehört zum Beispiel ein wirtschaftliches Handeln innerhalb der planetaren Grenzen, das alte Wachstumsparadigmen hinterfragt, eine Ausrichtung der Landwirtschaft zu gesunder Lebensraum- und Bodenbehandlung wie z.B. ökologische Landwirtschaft und Agroforst und nachhaltiger Städtebau. Um die Biodiversität zu schützen muss die Umweltverschmutzung und der Habitat-Verlust eingedämmt werden, wichtige bestehende Ökosysteme wie (Ur-)Wälder geschützt werden und wo möglich wiederhergestellt werden.

Wie kann jede*r die Biodiversität schützen?

Zum Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland, Ecuador und weltweit kann jede*r etwas beitragen:

  • Wer beim Einkauf saisonale, regionale und biologische Lebensmittel bevorzugt und weniger, aber hochwertigere tierische Produkte kauft, fördert eine für Mensch und Umwelt gesündere Landwirtschaft
  • Fair gehandelte Waren können z.B. Wilderei vorbeugen.
  • Rund um Haus und Garten kann auf ökologisches Bauen und Insekten- und Tierfreundliche Bepflanzung mit Rückzugsorten geachtet werden: Konkrete Tipps gibt’s am 24. März 2022 beim KEK-Onlinevortrag
  • Reduktion von (Verpackungs-)Müll führt zu weniger Schadstoffbelastung in der Umwelt
  • Papierprodukte aus recycelten Material schonen Tropenwälder und damit wichtige Lebensräume
  • Eine nachhaltige Geldanlage führt zu Unterstützung an „richtiger“ Stelle
  • Über den privaten Bereich hinaus kann ein ökologisches, soziales und politisches Engagement zu großer Veränderung beitragen: z.B. am 25. März 2022 beim nächsten globalen Klimastreik von Fridays for Future.